Startschuss für das Projekt KommKom: neue Perspektive für eine verbesserte kommunale Gesundheitsversorgung
Chancen nutzen – jetzt!
Der Mangel an niedergelassenen Ärzten, der Pflegenotstand und die Ausdünnung der Krankenhauslandschaft ist bereits heute zu spüren – Tendenz steigend. Das Projekt KommKom will hier gegensteuern. Es sollen die kommunalen Versorgungskompetenzen im Bereich der haus- und fachärztlichen Versorgung, der therapeutischen Versorgung und der Pflege gestärkt werden. „Mit dem Projekt möchten wir nicht nur auf kommunaler Ebene Lösungsansätze für das Fachkräfteproblem aufzeigen, sondern gleichzeitig gemeinsam mit interessierten Leistungserbringern und kleinen- und mittelständischen Unternehmen (KMU) im Münsterland Lösungsansätze für Kommunen herbeiführen“, erklärt Monique Bruns, Geschäftsführerin des Netzwerks Gesundheitswirtschaft Münsterland.
Gefährdetes Wachstum
Das Projekt KommKom versteht sich als ergänzender Baustein zu den Angeboten unter anderem der Kassenärztlichen Vereinigung und richtet sich an Kommunen, kreisfreie Städte und die dort ansässigen Leistungserbringer und Firmen. Doch es geht um mehr als die ganz unmittelbare medizinische Versorgung. „Gesundheits-Infrastruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor im „Kampf um die besten Köpfe““, erläutert Ingo Niehaus, Geschäftsführer der EWG-Wirtschaftsförderung in Rheine. „Eine gute medizinische Infrastruktur gilt als Standortfaktor für Unternehmens- und Bürgeransiedlungen. Um das (wirtschaftliche) Wachstum des Münsterlandes auf Dauer nicht zu gefährden, ist es also nötig zu handeln. Schlussendlich möchten wir mit dem Projekt KommKom dazu beitragen, dass die Kommunen befähigt sind, eine gute medizinische Versorgungs- und Infrastruktur zu gewährleisten“, ergänzt Thomas Robbers.
Modellkommune Rheine
Rheine ist eine von fünf Modellkommunen im Münsterland. Beginnend in Rheine werden Strategien und neue Wege in die Praxis umgesetzt und evaluiert. „Innovative Ansätze mit neuen Marketingstrategien zur Akquise von Hausärzten, neue Formate für die Gewinnung von Pflege- und therapeutischem Nachwuchs, die Etablierung von sogenannten Physician Assistants, z.B. an der EUFH in Rheine ausgebildet, könnten die niedergelassene Haus- und Fachärzte in täglichen Routinen entlasten und noch vieles mehr wird in den nächsten drei Jahren neu gedacht“, erklärt Anne Muldbücker, Projektverantwortliche für Kommkom in Rheine.
„Gute Beispiele und alternative Lösungsansätze gibt es genug“, ergänzt Prof. Rüdiger Ostermann, Dekan des Fachbereichs Gesundheit der FH Münster. „Neue ambulante Pflegemodelle, so wie das Buurtzorg-Modell, dass wir gerade ebenfalls in Kooperation mit GeWi und der Hochschule Osnabrück wissenschaftlich evaluieren, könnte eine Teillösung sein. Oder die Überlegung bereits bestehende, qualitativ hochwertige telemedizinische Unterstützungsangebote in einer Kommune zu integrieren“.
Viele Möglichkeiten also, aber nicht für jede Kommune passend oder wünschenswert. Das Projekt KommKom baut auf dem Angebots-Portfolio der einzelnen Kommunen auf und wird im Austausch mit den Modellkommunen, lokalen Leistungserbringer und KMU neue Lösungsansätze oder Möglichkeiten schaffen, die den Attraktivitätsgrad der Kommunen steigert und so versuchen, Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich nach Münsterland zu bringen. Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Viel Luft nach oben!
Das Potential ist also da – jetzt geht es darum, Bedarf und Angebot zusammenzubringen. Auch um die Abwanderung qualifizierter Fachkräfte zu verhindern und die Anwerbung zu erleichtern. Denn obwohl in der Region regelmäßig Veranstaltungen, etwa zum Thema „Fachkräftemangel“ stattfinden, fehlt es bisher an einer gemeinsamen Strategie, um das Münsterland in diesem Bereich zu positionieren. Monique Bruns fasst zusammen: „Es gibt qualitativ hochwertige Unterstützungsangebote im Münsterland, aber da ist immer Luft nach oben. Außerdem muss das bestehende Angebot auch genutzt, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Kommunen angepasst und – last but not least – kommuniziert werden“.