Das neue Entlassmanagement – eine sektorenübergreifende Betrachtung
Immer mehr Rettungseinsätze im Kreis Steinfurt, aber die Klinikstrukturen wachsen nicht mit
Für den Rettungsdienst im Kreis Steinfurt berichtete Kreisdirektor Dr. Martin Sommer, dass dieser im Kreis hohe Zuwächse verzeichne. Mit bis zu 65 000 Einsätzen werde für das laufende Jahr gerechnet. Allerdings wüchsen im Gegensatz zur Erweiterung des Rettungsdienstangebotes die Strukturen der Krankenhäuser nicht mit. Zudem sei es für Patienten oft schwierig herauszufinden, wer im Ernstfall anzusprechen sei. Es mangele noch an einem abgestimmten System aller Akteure. Das müsse sich ändern und mehr geschultes Leitstellenpersonal in der Lage sein, zum Beispiel eine Dringlichkeitsbeurteilung vornehmen zu können.
Außerdem sagte Dr. Sommer, der Mangel an Hausärzten werde sich im Kreis noch weiter verschärfen. In sieben Kommunen sei die Hausärzteversorgung laut Ministerium schon jetzt gefährdet. Ein Gesundheitslotse beim Kreis solle durch koordinierende Maßnahmen Lösungsansätze unterstützen. Die Hausärzteversorgung sei ein wichtiger Standortfaktor. Eine ortsnahe Gesundheitsversorgung mache den Kreis attraktiv.
Über den Innovationsfonds informierte Dr. David Reinhardt vom GKV-Spitzenverband. Der Fonds solle zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen. Es würden Projekte gefördert, die die Versorgung der gesetzlich Krankenversicherten verbessern und die über die bisherige Regelversorgung hinausgingen, sagte er: „Ziel ist es, die Bereitschaft aller Akteure im Gesundheitswesen zur Qualitätsverbesserung zu fördern und innovative Entwicklungen zu unterstützen.“ 225 Millionen Euro stünden dafür pro Jahr zur Verfügung. Dr. Reinhardt nannte Beispiele für geförderte Projekte und erläuterte, welche Maßgaben es gibt.
Dr. Karl Blum, Vorstand Deutsches Krankenhausinstitut (DKI), stellte eine Repräsentativbefragung seines Hauses vor. Es ging darin auch um die Wartezeit für die Kostenzusage für eine Anschlussbehandlung nach dem Krankenhausaufenthalt. Zentraler Ansprechpartner im Entlassmanagement sei der niedergelassene Arzt. Allerdings seien dessen Erreichbarkeit und die Verfügbarkeit der Unterlagen laut Studie nicht immer gegeben, was von vielen Krankenhäusern kritisiert werde. Gelobt werde hingegen die Kooperation mit den nachversorgenden Einrichtungen. Aktuell ist das DKI an einem Projekt des Innovationsfonds zum sektorenübergreifenden Entlassmanagement mittels Routinedaten der Krankenkassen beteiligt. Damit soll eine frühzeitige und gezielte Steuerung der Krankenhausentlassungen unterstützt werden.
Dr. Sandra Enewoldsen, St. Franziskus-Stiftung Münster, erläuterte das Thema Entlassmanagement aus Sicht eines Krankenhausträgers. Es umfasse verschiedene Formen einer Überleitung aus der stationären Versorgung in die Weiterbehandlung, insbesondere die sachgemäße Unterstützung des Patienten, die sachgerechte Anschlussversorgung und die qualifizierte Unterstützung durch Kranken- und Pflegekassen. Inhaltlich sei das in den Häusern der Stiftung bereits jetzt so üblich. Durch den neuen gesetzlichen Rahmen werde der Begriff des Entlassmanagements fachlich genauer hinterlegt und seine Einführung obligatorisch. Mehr Patientennutzen könne sich etwa aus verbesserter Kommunikation, einem strukturierten Prozess der Entlassung und zeitnaher Verteilung von Ressourcen ergeben. Gleichwohl seien eine Reihe von Fragen noch ungeklärt. Die Regelung eines zuvor selbstorganisierten Verfahrens bringe auch das Risiko von Bürokratismus und einer erheblichen Mehrbelastung mit administrativen Aufgaben mit sich, so Dr. Enewoldsen.
Über die bereits von Dr. Blum angesprochene sektorenübergreifende Zusammenarbeit referierte Dr. Joachim Kamp (Emsdetten) aus Sicht der niedergelassenenen Ärzte.