Münsterland mit bundesweit vorbildlichen Initiativen gegen den Fachkräftemangel

Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e. V. stellt ungewöhnliche Strategien vor


Das Münsterland schlägt Alarm. Der Fachkräftemangel in Medizin und Pflege ist so hoch wie nie zuvor. Zugleich geht das Münsterland mit bundesweit vorbildlichen Initiativen gegen den Fachkräftemangel voran. Einige davon hat das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland jetzt präsentiert.

„Der Personalmangel wird mehr und mehr zur limitierenden Größe“, so Geschäftsführer Johannes Technau: „Wir möchten Lösungen aufzeigen und Projekte präsentieren, die den Status Quo nicht einfach hinnehmen.“ Außerdem arbeitet sein Netzwerk an Lösungen für die Zukunft der Versorgung.

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch den Leiter der Unternehmenskommunikation des Klinikums Dortmunds, Herrn Marc Raschke, das in den vergangenen Jahren mehrere bundesweite Auszeichnungen für seine Fachkräftekampagnen bekommen hat.

Bundesweit tonangebend ist das Projekt „Buurtzorg“, das Gunnar Sander, Sander Pflege Emsdetten vorstellte. Die häusliche Pflege gehe in Deutschland neue Wege. Gemeinsam mit dem Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland und der Impulse Pflegedienst GmbH wolle man dem Mangel an Pflegekräften begegnen. Kern des Modells sei eine bessere Organisation der häuslichen Pflege mit sich selbst organisierenden Pflegeteams. Durch Einsatz eines neuen IT-Systems bekommen die Pflegekräfte mehr Freiheiten die Selbstständigkeit der Patienten zu erhalten oder sogar zu verbessern. Dabei werde auf das engagierte Mitwirken aller Beteiligten gesetzt. Es gehe darum, dass die Pflegekräfte ihre Kompetenzen und Fähigkeiten wieder voll entfalten können: „Das wird möglich, wenn sie gemäß ihrer ursprünglichen Motivation in die Pflege zu gehen, sich wieder verstärkt auf Kernaufgaben konzentrieren können.“ In den Niederlanden sei dieses Projekt bereits ein Erfolgsmodell. Buurtzorg (Nachbarschaftshilfe) steht für ein ambulantes Pflegesystem, das den Patienten und Pflegebedürftigen ein eigenständiges Leben ermöglicht und ihre Selbstfürsorge aktiv fördert.

Prof. Dr. Waldemar Bensch, Praxishochschule Rheine sprach über das Konzept und den Einsatz des „Physician Assistant“, der ärztlich delegierte Aufgaben übernimmt, sodass die Ärzte sich um ihre genuin ärztlichen Leistungserbringungen kümmern können. Hier ist Rheine führend: Das Berufsbild wurde hier nicht nur mitentwickelt, sondern es kommen auch 240 der 400 Absolventen in Deutschland von der Praxishochschule Rheine. Der „Physician Assistant“ übernimmt zum Beispiel die eigenständige, ärztlich delegierte Assistenztätigkeit, im Berufsfeld des Operationsdienstes, der Intensivstation, der Notfallambulanz, der Dialyse, der Funktionsdiagnostik sowie in der ambulanten und stationären Versorgung.

Die Bedeutung des betrieblichen Umfelds für die Fachkräftesituation erläuterte Prof. Dr. Albert Nienhaus, bgw/Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er schilderte was getan werden kann, um Pflegekräfte fit zu halten und für ein gutes Betriebsklima zu sorgen. Das seien wichtige Voraussetzungen, um in Zeiten des Fachkräftemangels zusätzliche Ausfälle von Fachkräften zu verhindern und den Arbeitsplatz Pflege attraktiver zu machen.

Junge Fachkräfte im Krankenhaus binden – das war das Thema von Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook (zeb Münster). Der Schlüssel dazu sei ein an Lebensphasen und Lebensereignissen orientiertes Kompetenzmanagement. Eine kompetenzorientierte Einsatzplanung führe zu mehr Arbeitszufriedenheit und besseren Arbeitsergebnissen und spare Kosten. Um eine durchgreifende Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen, sei noch viel zu tun und viel von anderen Ländern und Branchen zu lernen.

Stephanie Häfele, Robert Bosch Stiftung Stuttgart, stellte das sogenannte PORT-Projekt vor: Es solle dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung sich trotz Fachkräftemangel qualitativ weiterentwickele. Mit patientenorientierten Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung (PORT) fördere die Robert Bosch Stiftung die Weiterentwicklung und Einführung von lokalen, inhaltlich umfassenden und exzellenten Gesundheitszentren in Deutschland, die die Primär- und Langzeitversorgung in einer Region abdecken können.